Heizkurve richtig einstellen | Teil 1
Mit unserer neuen Serie „Gebäudetechnik und die vier Jahreszeiten“ starten wir in den kommenden Winter mit einem zentralen Thema: der Heizkurve. Sie regelt die Vorlauftemperatur Ihrer Heizung in Abhängigkeit von der Aussentemperatur und entscheidet so über Effizienz, Komfort und Energiekosten. Ist die Kurve nicht optimal eingestellt, macht sich das schnell durch Unzufriedenheit bemerkbar. Schon kleine Anpassungen an Steilheit oder Niveau können helfen, Wärme und Wohlbefinden deutlich zu verbessern.
Erfahren Sie, wie Sie das erreichen können!
Das Wichtigste in Kürze
- Wie reagiere ich auf negative Rückmeldungen der Bewohner
- Wie stelle ich die Heizkurve richtig ein
👉Ausführlich: Dass die Vorlauftemperatur optimal an die Aussentemperatur angepasst wird, Rücklauftemperaturen niedrig bleiben zur Gewinnung von Kondensationswärme, nicht effiziente Wärmeerzeugung vermieden wird, Ventile nicht unnötig geöffnet sind und durch die Nachtabsenkung Energie gespart werden kann. - Checkliste
- Die häufigsten Fragen
Wie reagiere ich auf negative Rückmeldungen der Bewohner
Negative Rückmeldungen der Bewohner sind wichtige Signale, dass die Heizkurve noch nicht optimal eingestellt ist. Vielleicht fühlen sich Räume zu kalt oder zu warm an. Das kann an einer falschen Neigung oder Parallelverschiebung der Heizkurve liegen. Nutzen Sie diese Hinweise, um gezielt Anpassungen vorzunehmen: Erhöhen Sie bei Kälte die Steilheit der Kurve oder verschieben Sie sie parallel nach oben, wenn die Wunschtemperatur nicht erreicht wird. Eine richtig eingestellte Heizkurve sorgt für zufriedene Bewohner und eine effiziente Heizungsanlage.
Wie stelle ich die Heizkurve richtig ein
Die richtige Einstellung der Heizkurve ist der Schlüssel zu effizientem Heizen und spürbaren Einsparungen bei den Heizkosten. Dabei passen Sie die Vorlauftemperatur Ihrer Heizung optimal an die Aussentemperatur an. So liefert Ihre Anlage genau die Wärme, die Ihr Zuhause braucht, ohne Energie zu verschwenden. Durch die Anpassung der Neigung und der Parallelverschiebung der Heizkurve können Sie die Vorlauftemperatur optimal auf den tatsächlichen Wärmebedarf abstimmen. Dies ermöglicht eine bessere Regelung des Raumklimas und kann je nach Einstellung sowohl den Wohnkomfort verbessern als auch den Energieverbrauch optimieren. Probieren Sie es aus: Schon kleine Veränderungen bringen grosse Vorteile, für Ihren Geldbeutel und die Umwelt. In der folgenden Checkliste und in unserer Betriebsoptimierungs – Academy (BO-Academy) erklären wir mehr darüber.
Checkliste: Heizkurve richtig einstellen in 5 Schritten
1. Neigung der Heizkurve anpassen
Erhöhen Sie die Neigung, wenn es bei kalten Aussentemperaturen zu kalt im Haus ist, und senken Sie sie, wenn es zu warm wird. Die Neigung bestimmt, wie stark die Vorlauftemperatur mit sinkender Aussentemperatur ansteigt.
Gut gedämmte Gebäude wie zum Beispiel Neubauten und Passivhäuser verlieren weniger Wärme und brauchen geringere Vorlauftemperaturen und eine flachere Heizkurve. Schlecht gedämmte Gebäude wie zum Beispiel Altbauten ohne Sanierungen verlieren mehr Wärme und brauchen höhere Vorlauftemperaturen und eine steilere Heizkurve.
2. Parallelverschiebung der Heizkurve vornehmen
Verschieben Sie die gesamte Kurve nach oben, wenn die Räume generell zu kalt sind, oder nach unten, wenn es zu warm ist. So justieren Sie das Grundniveau der Vorlauftemperatur.
3. Messwerte dokumentieren
Führen Sie über mehrere Tage Messungen von Aussentemperatur, Vorlauftemperatur und Raumtemperatur durch, um ein genaues Bild zu erhalten.
4. Rückmeldungen der Bewohner berücksichtigen
Nutzen Sie Hinweise wie Kälte- oder Wärmeklagen, um gezielte Anpassungen an Neigung und Parallelverschiebung vorzunehmen.
5. Feineinstellungen schrittweise durchführen
Verändern Sie Einstellungen nur in kleinen Schritten und warten Sie jeweils mindestens 24 Stunden, damit sich die Wirkung stabilisieren kann.
Blick auf die Heizkurve
Rund um die Heizkurve tauchen immer wieder Fragen auf. In diesem Abschnitt beantworten wir die wichtigsten davon.
Warum sind zu hohe Vorlauftemperaturen problematisch für die Effizienz der Heizungsanlage?
Zu hoch eingestellte Vorlauftemperaturen führen dazu, dass die Heizung mehr Energie aufwendet, als für den tatsächlichen Wärmebedarf erforderlich ist. Das übermässig erwärmte Heizwasser erhöht den Energieverbrauch und damit die Heizkosten und kann je nach Anlagentyp auch die Bauteile stärker belasten. Höhere Temperaturspannungen oder häufigeres Takten kann die Lebensdauer von Heizkessel oder Wärmepumpe verkürzen. Eine gut eingestellte Heizkurve passt die Vorlauftemperatur genau an die Aussentemperatur an.
Was sind Vorteile von niedrigen Rücklauftemperaturen bei Heizsystemen?
Brennwertkessel (Gas/Öl): Brennwertgeräte nutzen nicht nur die Wärme der Verbrennung, sondern auch die Kondensationswärme des Wasserdampfs im Abgas. Damit Wasserdampf im Abgas kondensiert, muss die Rücklauftemperatur unter ca. 55 °C (Gas) bzw. ca. 47 °C (Öl) liegen. Je niedriger der Rücklauf, desto höher der Wirkungsgrad (bis > 100 % bezogen auf den Heizwert). Wärmepumpen: Eine Wärmepumpe arbeitet umso effizienter (höherer COP), je geringer die Temperaturdifferenz zwischen Quelle (z. B. Erdreich, Luft) und Vorlauf ist. Niedriger Rücklauf und niedriger Vorlauf = weniger Kompressorarbeit = höherer Wirkungsgrad. Deshalb nutzt man grosse Heizflächen (Fussbodenheizung, Flächenheizung), um mit niedrigen Temperaturen fahren zu können.
Welche Folgen hat eine nicht effiziente Wärmeerzeugung für den Energieverbrauch?
Eine ineffiziente Wärmeerzeugung erhöht Ihre Heizkosten unnötig. Wenn der Wärmeerzeuger nicht optimal arbeitet, verbraucht er mehr Energie als nötig, was sich in höheren Rechnungen zeigt. Ausserdem leidet Ihre Heizungsanlage darunter, was zu häufigeren Reparaturen und schnellerem Verschleiss führen kann. Mit einer richtig eingestellten Heizkurve passt der Wärmeerzeuger die Vorlauftemperatur genau an die Aussentemperatur und den Wärmebedarf an. So sparen Sie Energie, schonen Ihre Anlage und sorgen für ein angenehmes Raumklima.
Wie kann es passieren, dass Pumpen laufen, obwohl die Ventile geschlossen sind, und welche Probleme entstehen dadurch?
Manchmal läuft die Umwälzpumpe Ihrer Heizung weiter, obwohl alle Heizkörperventile bereits geschlossen sind. Das kann passieren, wenn die Regelung weiterhin einen Heizbedarf erkennt oder keine bedarfsgerechte Pumpensteuerung aktiv ist. Dadurch verbraucht die Pumpe unnötig Strom, es kann zu Strömungsgeräuschen kommen, und die Anlage arbeitet insgesamt weniger effizient. Eine korrekt eingestellte Heizkurve, optimierte Pumpenregelung und regelmässige Wartung helfen, den Betrieb an den tatsächlichen Wärmebedarf anzupassen, Strom zu sparen und die Lebensdauer der Komponenten zu verlängern.
Wie funktioniert die Nachtabsenkung und welchen Nutzen bringt sie für das Heizen?
Die Nachtabsenkung reduziert in den Nachtstunden automatisch die Soll- oder Vorlauftemperatur der Heizung. Da nachts in der Regel eine niedrigere Raumtemperatur ausreicht, kann so Heizenergie eingespart werden. Die Regelung passt dafür die Vorlauftemperatur entsprechend der Heizkurve an. Das kann Heizkosten senken und die Umweltbelastung verringern. Ob sich die Nachtabsenkung lohnt, hängt jedoch von der Gebäudeart und Dämmung ab: In gut gedämmten Häusern mit hoher Speichermasse ist der Effekt oft gering, während in weniger gut isolierten Gebäuden deutliche Einsparungen möglich sind. Mit einer korrekt eingestellten Nachtabsenkung heizen Sie je nach Gebäudetyp effizienter ohne manuelles Eingreifen.
Fazit
Die Heizkurve spielt eine zentrale Rolle für die Effizienz und den Komfort Ihrer Heizungsanlage. Eine korrekt eingestellte Heizkurve ermöglicht es, die Vorlauftemperatur präzise an die Aussentemperatur anzupassen, wodurch Heizkosten gesenkt werden. Dabei sind regelmässige Kontrollen und Feineinstellungen wichtig, um das Heizverhalten optimal auf Ihre individuellen Bedürfnisse abzustimmen.
Wichtig ist auch, auf negative Rückmeldungen der Bewohner zu reagieren. Wenn Räume zu kalt oder zu warm empfunden werden, kann dies auf eine falsche Neigung oder Parallelverschiebung der Heizkurve hinweisen. Nutzen Sie diese Hinweise, um gezielt Anpassungen vorzunehmen und so den Wärmekomfort zu verbessern.
Vermeiden Sie typische Fehler wie eine zu steile Neigung oder falsche Parallelverschiebungen der Heizkurve und ziehen Sie bei Unsicherheiten Experten hinzu. So stellen Sie sicher, dass Ihre Heizungsanlage energieeffizient arbeitet und Sie gleichzeitig den gewünschten Wärmekomfort geniessen können. Mit der richtigen Einstellung der Heizkurve leisten Sie einen wichtigen Beitrag zum Energiesparen und einem nachhaltigen Umgang mit Ressourcen.
Möchten Sie Ihre gebäudetechnischen Anlagen effizienter gestalten und Einsparpotenziale voll ausschöpfen? Für eine erfolgreiche Optimierung ist fundiertes Expertenwissen unerlässlich. Wir unterstützen Sie dabei, dieses Wissen aufzubauen und das volle Potenzial Ihrer Anlagen zu realisieren. Die Betriebsoptimierungs–Academy (BO-Academy) verfolgt das Ziel, Ihr technisches Facility Management zu stärken und es mit dem Know-how erfahrener Energieexperten zu verbinden.
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Häufig gestellte Fragen
Zum Abschluss finden Sie hier noch die häufigsten Fragen rund um das Thema Heizkurve. Diese FAQ helfen Ihnen, wichtige Aspekte schnell zu verstehen und häufige Unsicherheiten zu klären.
Was ist die Heizkurve und warum ist sie wichtig?
Die Heizkurve ist entscheidend, da sie die Vorlauftemperatur der Heizung in Abhängigkeit von der Außentemperatur festlegt. Eine optimal eingestellte Heizkurve erhöht die Effizienz der Heizung und senkt den Energieverbrauch.
Wie kann ich die Heizkurve richtig einstellen?
Um die Heizkurve richtig einzustellen, verschieben Sie diese parallel und passen die Neigung an, wobei Sie die Dämmung des Gebäudes und die tatsächlichen Nutzungsbedingungen berücksichtigen sollten. Eine präzise Einstellung fördert sowohl den Komfort als auch die Energieeffizienz. Mehr dazu erfahren Sie in der Betriebsoptimierungs - Academy
Wann ist der beste Zeitpunkt, um die Heizkurve einzustellen?
Der beste Zeitpunkt, um die Heizkurve einzustellen, ist bei der Installation und während des Betriebs, insbesondere bei Aussentemperaturen unter 0°C. Regelmässige Anpassungen sind notwendig, um die Effizienz zu steigern.
Was sind häufige Fehler bei der Heizkurveneinstellung?
Häufige Fehler bei der Heizkurveneinstellung sind eine zu steile Neigung und eine falsche Parallelverschiebung, die beide zu erhöhten Heizkosten und unzureichender Heizleistung führen können. Eine sorgfältige Anpassung ist entscheidend für eine effiziente Heizungsnutzung.
Sollte ich einen Experten zur Einstellung der Heizkurve hinzuziehen?
Es ist ratsam, einen Experten hinzuzuziehen, um die Heizkurve optimal an die individuellen Gegebenheiten Ihres Gebäudes anzupassen und die Effizienz zu maximieren.
Sie wollen mehr ins Detail erfahren? Nach zwei Halbtagen können Sie bei der Betriebsoptimierungs – Academy (BO-Academy) das Optimierungspotenzial selbständig analysieren und beschreiben.
Kontakt
Simon Lipp: Bereichsleiter Betriebsoptimierung
Simon Lipp verfügt über fundierte Fachkenntnisse in der energetischen Betriebsoptimierung im Bereich der Gebäudetechnik. Dank seiner Ausbildung zum Wirtschaftsingenieur FH sowie seinem technischen Hintergrund als Elektromonteur bringt er sowohl praxisnahes als auch strategisches Know-how ins Energiemanagement ein. Seine Expertise umfasst Consulting, Energiemonitoring und die gezielte Energieoptimierung. Durch seine interdisziplinäre Ausbildung ist er in der Lage, effiziente Energielösungen ganzheitlich zu betrachten und umzusetzen.